Hannover (dpa/lni) – Ozeanwellen mit bis zu drei Metern Höhe und Tideströmungen wie im Meer – was eher an der Küste zu erwarten ist, wird auch mitten in Niedersachsen zu Forschungszwecken erzeugt. In Hannover nimmt ein Großer Wellenströmungskanal (GWK+) nach jahrelangem Umbau den Forschungsbetrieb wieder auf. Die Projektpartner sprechen von einer weltweit einmaligen Einrichtung, die unter anderem Erkenntnisse zur zuverlässigen Energieversorgung liefern soll.
Wohl auch wegen der Bedeutung für die Energiewende werden zur feierlichen Eröffnung am Freitag der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck (Grüne), und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in Hannover erwartet. Nach Investitionen von mehr als 35 Millionen Euro steht dem Forschungszentrum Küste (FZK) nach Angaben der Wissenschaftler jetzt eine einzigartige Forschungsinfrastruktur zur Verfügung.
Damit sollen maritime Technologien erprobt und entwickelt werden, um den Anforderungen der Forschung und der Industrie beim Ausbau und im Betrieb erneuerbarer Energien gerecht zu werden. Betrieben wird die Anlage vom gemeinsamen Forschungszentrum der Leibniz Universität Hannover und der Technischen Universität Braunschweig.
Errichtet wurde der rund 300 Meter lange Kanal bereits von 1979 bis 1983. Durch den Umbau besteht in Hannover-Marienwerder nun die Möglichkeit, Wellen und Strömung gleichzeitig zu erzeugen. Eine Chance, die nach der Beschreibung der Verantwortlichen keine andere Einrichtung weltweit bietet. Die Erweiterung des Kanals war nötig, weil nach Einschätzung der Experten auch die Anforderungen an den Küstenschutz sowie die Fortschritte in der Meerestechnik bei der Gewinnung regenerativer Energien zugenommen haben.
„Steilere und höhere Wellen, wie sie durch den Klimawandel prognostiziert werden, können zukünftig auch im Experiment nachgestellt und Belastungen auf Bauwerke simuliert werden“, erklärte Torsten Schlurmann von der Uni Hannover. Zudem können erstmals Tideströmungen wie im Meer untersucht werden. „Der neue Tiefteil ermöglicht es, auch den im Boden befindlichen Teil von Offshore-Windenergieanlagen zu simulieren und dort stattfindenden Bewegungen von Boden und Anlage zu untersuchen“, erläuterte Nils Goseberg von der TU Braunschweig.
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