Genf/Hamburg (dpa) – Die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) rechnet bei der Umstellung der Schifffahrt und der Hafeninfrastruktur auf CO2-neutrale Kraftstoffe mit hohen Kosten. Bis 2050 entstehen demnach zusätzliche Kosten von bis zu rund 111 Milliarden Euro. Etwa 7,5 bis 26 Milliarden Euro entfielen auf die Schiffe selbst, 26 bis 85 Milliarden Euro auf die Infrastruktur, teilte die in Genf ansässige UN-Organisation am Mittwoch in ihrem Bericht über den Seeverkehr 2023 mit. In dem anlässlich des Welttags der Seeschifffahrt am Donnerstag veröffentlichten Papier fordert die Konferenz einen gerechten Übergang zu einer dringend notwendigen dekarbonisierten Schifffahrtsindustrie.
Denn bei einer Umstellung auf CO2-neutrale Treibstoffe könnten sich deren Kosten aus Sicht der UNCTAD um 70 bis 100 Prozent erhöhen, was Auswirkungen auf kleine Inselentwicklungsländer sowie besonders arme Länder haben könnte, die stark auf den Seeverkehr angewiesen seien. Die UNCTAD fordert deshalb einen universellen Regulierungsrahmen, der für alle Schiffe gilt, unabhängig von ihrer Registrierungsflagge, ihrem Eigentum oder ihren Einsatzgebieten. Wirtschaftliche Anreize könnten etwa Abgaben oder Beiträge im Zusammenhang mit Schiffsemissionen sein, erklärte die UNCTAD-Direktorin für Technologie und Logistik, Shamika N. Sirimanne.
Auf die Schifffahrtsindustrie entfallen nach UNCTAD-Angaben mehr als 80 Prozent des weltweiten Handelsvolumens und fast 3 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, wobei die Emissionen in nur einem Jahrzehnt um 20 Prozent gestiegen seien. Nach UNCTAD-Zahlen gibt es derzeit weltweit rund 105 000 Handelsschiffe, darunter knapp 12 000 Öltanker, etwa 5800 Containerschiffe und rund 13 000 Massengutfrachter.
Fast 99 Prozent der weltweiten Flotte sei nach wie vor auf konventionelle Kraftstoffe angewiesen. Besorgt zeigte sich die UNCTAD mit Blick auf das Alter der globalen Schiffsflotte – Anfang 2023 waren Handelsschiffe demnach im Schnitt 22,2 Jahre alt, zwei Jahre älter als vor einem Jahrzehnt. Mehr als die Hälfte der Weltflotte sei über 15 Jahre alt. Vielversprechend sei jedoch, dass inzwischen 21 Prozent der bestellten Schiffe auf alternative Kraftstoffe ausgelegt seien.
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